Die Geschichte von KINDER IN NOT

Brave Hyppolite, geboren und aufgewachsen in Haïti, fand 1979, mitten in seiner erfolgreichen Manager-Karriere in Genf, den Sinn seines Lebens und gründete das Schweizerische Hilfswerk KINDER IN NOT. Fortan engagierte er sich zeitlebens für die Unterstützung notleidender Kinder in seiner Heimat Haïti und in Afrika.

Nach seinem ersten Leitsatz: „Ein Mann, einen Franken, eine Idee“ suchte er zunächst im Alleingang nach Geldquellen für seine humanitären Ziele. Später suchte er Unterstützung durch Mitarbeiter, aber vor allem durch bekannte Persönlichkeiten, welche sich publizitätswirksam in der Schweiz für KINDER IN NOT engagierten und die vor Ort in Afrika und Haïti von den erfolgreichen Projekten in den von Armut geprägten Regionen beeindruckt waren.

KINDER IN NOT hat in den über 40 Jahren seines Wirkens unglaubliches an Projekten umgesetzt, welche, wie einem roten Faden folgend, auf den fünf Pfeilern basieren, die auch heute noch das Fundament der Unterstützung bilden:

1986 richtete KINDER IN NOT in Gourga, Somiaga und weiteren im Norden von Burkina Faso gelegenen Dörfern unter Einbezug der Bevölkerung Ernährungsberatungszentren ein, um den Müttern wichtige Grundlagen der Ernährung und der Betreuung ihrer Kleinkinder bei zu bringen.

1992 errichtete KINDER IN NOT in Tibiri in Niger eine Krankenstation, welche als Ergänzung zur bestehenden bescheidenen Poliklinik ermöglichte, kranke Kinder aufzunehmen und ihnen die nötige Pflege und medizinische Betreuung zukommen zu lassen. Damit konnte verhindert werden, dass Mütter unmittelbar nach der Behandlung ihrer Kinder in ihr weitentfernt gelegenes Dorf zurückkehren oder in der Umgebung der Klinik im Freien übernachten mussten.

1993 hatte KINDER IN NOT, nebst zahlreichen Kleinprojekten und spontanen Unterstützungsaktionen, bereits 23 grössere baubezogene Projekte umgesetzt, viele davon im Zusammenhang mit Schulen in den Ländern Senegal, Burkina Faso, Mali und Niger. Der Fokus war darauf gerichtet, den Kindern und Jugendlichen eine den örtlichen Gegebenheiten angepasste Hilfe zu leisten sowie Kenntnisse zu vermitteln, die ihnen auf Dauer ermöglichen, die Ursachen von Armut und Not zu erkennen und selbst zu beheben.

1998 realisierte KINDER IN NOT in Gao im Norden von Mali den Bau eines neuen Gesundheitszentrums mit gesicherter Wasserversorgung. Dieser Bau wurde geplant, um die Entwicklung der Kleinkinder zu verbessern und durch ortsansässige „Animatricen“ den Müttern Grundkenntnisse zur Verhinderung und Behandlung der häufigsten Krankheiten zu vermitteln.

Mit dem 20-jährigen Bestehen konnte KINDER IN NOT 1999 in Kela in Mali eine Schule bauen mit dem Ziel, den Kindern und Jugendlichen zu lernen, auf eigenen Füssen zu stehen, mit einer sich verändernden Umwelt Schritt zu halten und ihr Auskommen in ihrer angestammten Region finden zu können. Dazu musste die Ausbildung der zu 90% auf dem Land lebenden Schüler um die Schulung in landwirtschaftlichen Tätigkeiten, wie Anbaumethoden, Bodenbearbeitung, Kultivierung von Pflanzen und Aufzucht von Tieren ergänzt werden.

Im Jubiläumsjahr wurde auch das Projekt des Baus einer Krankenstation in Aneye im Niger lanciert, wo die nächstgelegene medizinische Einrichtung über einen Tagesmarsch entfernt lag. Damit konnte das Risiko, dass Kinder an Krankheiten, wie Tuberkulose, Malaria oder Diarrhöe, aber auch schon an harmlosen Verletzungen und Krankheiten sterben können, stark reduziert.

Mit dem Bau einer Geburtshilfestation in Rutana in Burundi läutete KINDER IN NOT ihr
25-Jahre-Jubiläum ein. Mit dieser Geburtshilfestation inklusive einer funktionierenden Wasserversorgung wurde die in dieser Region sehr hohe Kindersterblichkeit bekämpft.
 Die Betreuung der Mütter während der Geburt und die Erstversorgung der Neugeborenen in hygienisch guten Verhältnissen geben Mutter und Kind viel bessere Chancen, diesen wichtigen Lebensabschnitt zu überstehen.

Im Jubiläumsjahr 2004 hat KINDER IN NOT durch den Bau von zwei weiteren Klassenzimmern den 1999 begonnenen Bau einer Oberstufenschule in Pambal im Senegal für 8 Klassen und über 100 Schüler und Schülerinnen abgeschlossen, dem bereits 1992 die Errichtung einer Grundschule in Mont Roland vorausgegangen war. Dank der Oberstufenschule konnte verhindert werden, dass Kinder ihre Ausbildung bereits mit 12 oder 13 Jahren abbrechen mussten und sie die Möglichkeit erhielten, sich die nötigen Kenntnisse für den Einstieg ins Berufsleben anzueignen.

2009 hatten KINDER IN NOT und ihr Gründer Brave Hyppolite bereits 30 Jahre gewirkt und zur Linderung der Not von Kindern unglaublich vielfältig und umfassend beigetragen. Die in diesem Jahr mit Unterstützung der Stadt Zürich errichtete Schule in Tingandogo in Burkina Faso symbolisierte einen wichtigen Teil des Schaffens von KINDER IN NOT. Diese Schule war darauf ausgerichtet, mehr als nur Schulkenntnisse zu vermitteln. Die einzelnen Komponenten sollten Anlass sein, alltägliche konkrete Verhaltensweisen einzuüben, die den Kindern die Übernahme von Verantwortung für ihre eigene Gesundheit, aber auch für die Gemeinschaft und die Ressourcen ihrer Umgebung lernen. Gebaut und im Oktober 2009 eröffnet wurde eine Schule mit Schulkantine, Brunnen, Gemüsegarten, Geflügelzucht, Sportterrain und Solaranlage. Eingebunden in den Betrieb der Schule waren auch die Elternvereinigung, die in der Kantine ausreichend Mahlzeiten zubereiteten und eine Gruppe von Müttern, die „Mères Educatrices“, welche sich für den Unterhalt der Schule und des Schulgeländes einsetzten.

Mit der 30 Jahre-Jubiläumsschrift wurde ein Ausschnitt der Vielfalt der von KINDER IN NOT realisierten Projekte dargestellt:

Senegal: Eine Schule für die Kinder in Darou
Burkina Faso: Eine Geburtshilfestation für die Mütter in Nedogo
Mali: Einkommen für Mütter durch handwerkliche Aktivitäten
Haïti: Dankesbrief für unterstützte Kinder
Guinea-Bissau: Zugang zu Wasser für 5‘000 Menschen
Burundi: Programm zur HIV-Früherkennung und Prävention im Gesundheitszentrum

2011 errichtete KINDER IN NOT in Boya Gazena in Mali eine Schule für 360 Schüler und Schülerinnen mit Kantine, Toiletten und einem Brunnen mit sauberem Trinkwasser. Diese Schule soll das Fundament für die Zukunft dieser Schüler sein und ihnen ermöglichen, sich selbst, ihre Region und ihr Land weiter zu entwickeln helfen.

Nach den schweren Erdbeben 2010 in Haïti unterstützte KINDER IN NOT den Wiederaufbau von Schulen und übernahm Schuldgelder von Kindern aus ärmsten Familien, um so möglichst vielen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen.

Das Thema Schule prägte die Unterstützung von KINDER IN NOT auch in den Folgejahren mit dem Bau einer Schule in Awiya im Tschad, wo es in der näheren Umgebung keine Schule hatte, und mit der Forcierung, Schulkantinen zu bauen und dafür zu sorgen, dass die Schüler und Schülerinnen zur Schule kommen unter dem Motto: „Damit die Lust auf’s Lernen erhalten bleibt: eine warme Mahlzeit täglich!“

Diese höchst beeindruckende Geschichte von KINDER IN NOT und seiner Projekte ist das Werk des Gründers Brave Hyppolite, der mir „sein“ Hilfswerk 2017, ein Jahr vor seinem Tod anvertraut hat. Mein Ziel ist es, ihn mit der Fortführung genauso beeindrucken zu können, durch den Einsatz und die Unterstützung für notleidende Kinder und ihre Mütter in diesen von Armut geprägten Regionen dieser Welt.

Alain Luchsinger
Präsident
im März 2021